Religion

Das Fach Religion bietet Schülerinnen und Schülern sowohl die Chance, zentrale Inhalte des christlichen Glaubens und anderer Religionen kennenzulernen, als auch die Möglichkeit, sich mit sich selbst und der eigenen Lebensgeschichte auseinander zu setzen.

Katholischer Religionsunterricht

Das Fach Religion bietet Schülerinnen und Schülern sowohl die Chance, zentrale Inhalte des christlichen Glaubens und anderer Religionen kennenzulernen, als auch die Möglichkeit, sich mit sich selbst und der eigenen Lebensgeschichte auseinander zu setzen. Im Rahmen des Bildungsauftrags der Schule spielt der Religionsunterricht eine besondere Rolle, weil die europäische Geistesgeschichte nur mit religionskundlichen Kenntnissen von ihren Wurzeln her zu verstehen ist. Vor allem aber vermittelt er jungen Menschen theologische, lebensgeschichtliche, ethische und interkulturelle Kompetenzen und ermöglicht damit weltanschauliche Orientierung und Identitätsfindung. 

Die Unterschiedlichkeit der religiösen Sozialisation und der Haltungen zu Glaube und Kirche macht dabei häufig die Lebendigkeit des Unterrichts aus. Bewertet wird aber nicht die innere Einstellung, sondern - wie in anderen Fächern auch - Wissen und Mitarbeit. Schon die Durchgängigkeit des Faches Religion durch alle Klassenstufen unterstreicht seinen Stellenwert im Fächerkanon und es ist das einzige Schulfach, dessen Unterricht im Grundgesetz verankert ist. 

Anders als an staatlichen Schulen ist eine Abmeldung von diesem Unterricht oder ein Ersatz durch das Fach "Werte und Normen" an der Ursulaschule als Schule in Trägerschaft der Schulstiftung im Bistum Osnabrück nicht möglich. Etwa 25% der Schülerinnen und Schüler an der Ursulaschule sind evangelisch. Der Unterricht wird grundsätzlich konfessionell erteilt, an der Ursulaschule von zur Zeit 16 katholischen und vier evangelischen Religionslehrerinnen und -lehrern. Zudem bieten wir seit einigen Jahren islamischen und jüdischen Religionsunterricht an und sehen unsere Schule als Ort des permanenten Interreligiöser Dialogs. Denn schon in unserem Leitbild betonen wir, dass uns alle Menschen willkommen sind – unabhängig von ihrer Religion, Kultur oder Weltanschauung. 

Natürlich bedeutet konfessioneller Unterricht, dass unterschiedliche theologische Akzente gesetzt und vermittelt werden und gerade an einer konfessionell geprägten Schule werden Fragen, die die Unterschiedlichkeit der Konfessionen betreffen, besonders engagiert diskutiert. Aber es überwiegen die Erfahrung und Praxis von Gemeinsamkeiten, die sich zum Beispiel in der gemeinsamen Fachkonferenz, in gemeinsamen Gottesdiensten und gemeinsam vorbereiteten Unterrichtseinheiten zeigen. 

Dass sich konfessionelle Identität und ökumenische Offenheit nicht widersprechen, sondern geradezu bereichern, zeigt die Praxis in der Profiloberstufe: Der Erlass "Regelungen für den Religionsunterricht und den Unterricht Werte und Normen" vom 23. Juni 2005 sieht vor, dass Schülerinnen und Schüler, die Religion als Abiturprüfungsfach wählen wollen, ihre Beleg- und Einbringverpflichtung vollständig in der anderen Konfession erbringen können. Um die Abiturprüfung im Fach Religion auch in der Ursulaschule für Schüler beider Konfessionen zu ermöglichen, richtet die Schule jeweils einen katholischen Prüfungskurs ein und - falls die Anmeldezahlen für einen evangelischen Prüfungskurs nicht reichen -, einen Kurs, an dem Schülerinnen und Schüler beider Konfessionen teilnehmen und der von einem evangelischen oder katholischen Lehrer geleitet wird. 

Seit dem Schuljahr 2009/10 wird an der Ursulaschule auch ein Kurs in katholischer Religion auf erhöhtem Niveau im gesellschaftswissenschaftlichen Schwerpunkt der Qualifikationsstufe angeboten. 

Die Inhalte des Faches lassen sich in der Sekundarstufe I sechs Gegenstandsbereichen zuordnen: Mensch (Anthropologie), Gott (Theologie), Jesus Christus (Christologie), Kirche (Ekklesiologie), Ethik, Religionen im Dialog. In der Qualifikationsstufe basieren sie ebenfalls auf diesen Dimensionen, setzen aber, entsprechend den jeweiligen thematischen Schwerpunkten im Zentralabitur, unterschiedliche Akzente. Neben diesen inhaltlichen Kompetenzen sollen im Unterricht des Faches Religion als sogenannte prozessbezogene Kompetenzen folgende Fähigkeiten erworben werden: Wahrnehmungs- und Darstellungsfähigkeit, Deutungsfähigkeit , Urteilsfähigkeit , Dialogfähigkeit und Gestaltungsfähigkeit. 

Das Kerncurricula fordern darüber hinaus: Mit Blick auf das Selbstverständnis des Faches Katholische Religion ist es wichtig zu beachten, dass neben der inhaltlichen und fachmethodischen Schulung (z.B. Umgang mit Texten, Bildern und anderen Medien) die mit der Kompetenzentwicklung verknüpfte soziale und affektive Dimension des Lernens hinreichend Berücksichtigung findet. Das kann geschehen sowohl im Rahmen allgemeiner oder besonderer Unterrichtsverfahren (z.B. Stilleübungen, Meditationen) als auch durch die Wahl außerschulischer Lernorte (z.B. Kirchen, soziale Einrichtungen). In gleicher Weise gilt es, Schülerinnen und Schüler mit Formen gelebten Glaubens bekannt zu machen und ihnen eigene Erfahrungen mit Glaube und Kirche zu ermöglichen. 

An dieser Stelle wird die Bedeutung der engen Verzahnung des Religionsunterrichts mit der Schulpastoral besonders offensichtlich: Religionslehrerinnen und -lehrer gestalten gemeinsam mit ihren Schülern Gottesdienste und Feste im Jahreskreis, ermöglichen Erfahrungen und Begegnungen im Bereich von Diakonie und sozialem Engagement, besuchen Kirchen der unterschiedlichen Konfessionen, Synagoge und Moschee. Im Rahmen des Schulcurriculum Schulpastoral werden fachübergreifend Besichtigungen im Diözesanmuseum oder die Suche nach Spuren der Vergangenheit, z.B. des Judentums in Osnabrück, geplant. Zeit für Gebet und Meditation oder besondere Unterrichtsstunden im Raum der Stille gehören selbstverständlich zum Religionsunterricht an der Ursulaschule.

Islamischer Religionsunterricht

Seit dem Schuljahr 2016/17 gibt es an der Ursulaschule für die muslimischen Schülerinnen und Schüler islamischen Religionsunterricht. Die Ursulaschule ist damit das erste Gymnasium in Osnabrück, das diesen Unterricht anbietet, und muslimische Schüler und Schülerinnen haben seitdem an allen Schulformen der Schulstiftung des Bistums die Möglichkeit, islamischen Religionsunterricht zu besuchen.

Die Schulstiftung hat damit auf den gesellschaftlichen Wandel, der in Deutschland stattgefunden hat, reagiert: Längst ist die Schülerschaft in Deutschland nicht mehr homogen, sondern ethnisch und religiös divers, und Muslime bilden einen bedeutenden Teil der Schülerschaft. Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Bischofskonferenz schon 1993 gefordert, muslimischen Kindern und Jugendlichen eine religiöse Erziehung auch im Rahmen der öffentlichen Schule zukommen zu lassen. Diesen Appell hat die Schulstiftung ernst genommen und ist zu einem Vorreiter in Sachen islamischer Religionsunterricht geworden.

Der Unterricht richtet sich nach dem niedersächsischen Kerncurriculum für den islamischen Religionsunterricht, das an der Vermittlung von inhaltlichen und methodischen Kompetenzen orientiert ist. Dazu gehört z.B. Wahrnehmungs- und Darstellungskompetenz (die Schüler und Schülerinnen lernen u.a., die Vielfalt religiös geprägter Traditionen und Normen in der pluralen Gesellschaft zu beschreiben) und Urteilskompetenz (wie die Befähigung in religiösen und ethischen Fragen begründet zu urteilen und Position zu beziehen). Inhaltlich stehen das Fragen nach dem Menschen, nach Gott, dem eigenen Handeln, den Quellen des Islams (Koran und Sunna) und der Geschichte des Islams, insbesondere dem Leben des Propheten Muhammad, im Vordergrund.

Zum Erwerb der Dialogkompetenz, die im Curriculum großen Raum einnimmt, bietet eine christliche Schule, an der es nicht nur muslimischen, sondern auch jüdischen Religionsunterricht gibt, besonders gute Möglichkeiten. So werden verschiedene Themen, wie Abraham/Ibrahim oder Schöpfung auch im Dialog, bzw. Trialog bearbeitet. Vor allem durch diesen Dialog wird der Islamische, wie auch der Jüdische Religionsunterricht, zu einem Gewinn für die ganze Schule.

Ein wichtiger Effekt des islamischen Religionsunterrichts, der nicht so einfach als Kompetenz im Sinne eines Curriculums formuliert werden kann, ist ein Gefühl. Dieses Gefühl kann man als „Angenommensein“ oder „Beheimatung“ beschreiben. Die muslimischen Schülerinnen und Schüler machen die Erfahrung, dass ihre Religion genauso selbstverständlich im Angebot der Schule enthalten ist wie die christliche. Eine Erfahrung, die ihre positive Identifikation mit der Schule und darüber hinaus mit der Gesellschaft befördert. Mit dem islamischen Religionsunterricht erleben sie, dass Pluralismus nicht nur ein Schlagwort ist, sondern in gesellschaftlichen Institutionen auch praktiziert wird.

Interreligiöser Dialog

 „Tolerierst Du noch oder respektierst du schon?“

Eine Haltung des Respekts gegenüber Angehörigen anderer Religionen und Weltanschauungen wird überall gefordert, ist in unserer Gesellschaft aber dennoch keine Selbstverständlichkeit. Unsere Vision ist, dass Kinder aller drei Religionen, die den respektvollen Umgang miteinander in ihrer Schulzeit einüben, später zu Erwachsenen werden, für die es selbstverständlich ist, gegen Grenzziehungen zwischen „uns“ und „den anderen“ in der Gesellschaft einzutreten. Für dieses Einüben ist der interreligiöse Dialog von zentraler Bedeutung.

Dialog bedeutet Austausch und Gespräch, ist also nur in der Begegnung möglich und sollte idealerweise auf Augenhöhe stattfinden. Dafür werden an unserer Schule seit einigen Jahren die Voraussetzungen geschaffen: 2016 war die Ursulaschule das erste Gymnasium Osnabrücks, das islamischen Religionsunterricht einführte, und seit dem Schuljahr 2019/2020 erhalten  auch jüdische Schüler und Schülerinnen Unterricht in ihrer Religion.

Fundierte Kenntnis der eigenen Tradition ist die Voraussetzung für einen gelingenden Dialog. Diese Kenntnis erwerben christliche, muslimische und jüdische Kinder in ihrem je eigenen Unterricht. Doch schon im Religionsunterricht kommen sie dann auch wieder zusammen, um sich zu verschiedenen Themen auszutauschen, so zum Beispiel zum Thema „Feste“ über Weihnachten, Chanukka und Ramadanfest oder zu „Avraham/Abraham/Ibrahim“. Die Einheit „Islam“, die im christlichen Lehrplan für die Jahrgänge 7 und 8 auf dem Lehrplan steht, kann in der gleichberechtigten Begegnung mit muslimischen Kindern dieser Jahrgangsstufe und ihrer Religionslehrerin stattfinden.

Im Schulalltag macht sich die religiöse Diversität der Schülerschaft nach und nach an verschiedenen Stellen bemerkbar: Beim Morgenimpuls ist ab und an nun auch ein Vers aus dem Koran oder ein Gebet aus der jüdischen Tradition zu hören. So wie die muslimischen Kinder den christlichen Gebeten zuhören, hören christliche Kinder den Gebeten muslimischer und jüdischer Kinder zu. Dabei geht es nicht um ein gemeinsames Beten, bei dem die Religionen vermischt würden, sondern um ein Beten in Anwesenheit der anderen. Die jeweils anderen hören diese Gebete, lassen sie sich gegebenenfalls erläutern und werden auf diese Weise mit rituellen Formen anderer Religionen bekannt, erkennen Gemeinsamkeiten und nehmen Unterschiede wahr.

Wir sind davon überzeugt, dass diese Entwicklung an unserer Schule zum Frieden und gegenseitigem Verständnis in unserer Stadt und darüber hinaus beitragen wird. In einer Zeit des steigenden Antisemitismus und der zunehmenden Islamfeindlichkeit ist sie außerdem ein wichtiges Zeichen des Respekts, der Gleichberechtigung und der gegenseitigen Stärkung und Unterstützung.

Dr. Silvia Horsch, Rabbiner Efraim Yehoud-Desel und das Team der Schulpastoral

 

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Wer wir sind

Das Gymnasium Ursulaschule, 1865 von Ursulinen gegründet, ist eine katholische Schule in Trägerschaft der Schulstiftung im Bistum Osnabrück. Wir sind ein staatlich anerkanntes Gymnasium und nutzen darüber hinaus als freie Schule unsere vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten.

Der einzelne Mensch steht bei uns im Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns. Im Dialog mit anderen gelangen unsere Schülerinnen und Schüler zu eigenen Erkenntnissen und Wertvorstellungen, lernen selbstständig zu urteilen und zu handeln.

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